Kammermusiktage monuments musicaux - Phoenix
Beschreibung
1377 wütet ein archäologisch dokumentierter Brand im Zentrum Basels. Zahlreiche Häuser liegen in Schutt und Asche, Menschen stehen ohne Hab und Gut da. Doch die Katastrophe wird genutzt, um Neues zu schaffen. Zwölf Gebäude werden niedergerissen, um mehr Platz für einen neuen, grösseren Marktplatz zu ermöglichen. Das Konzertprogramm «Phoenix» greift diese Thematik auf und erzählt in drei Teilen, wie aus zu Asche verbrannter Schönheit – einem Phoenix gleich – das Leben und die Liebe wiederaufersteht.
Erich Wolfgang Korngold galt als kompositorisches und pianistisches Wunderkind und begründete nach seiner Emigration in die Vereinigten Staaten die Tradition klassischer Komponisten in Hollywood mit. Heute ist er uns vor allem durch seine Opernkompositionen bekannt. Zeitgleich zu seiner berühmtesten Oper «Die tote Stadt» schrieb er sein Klavierquintett op. 15. Der zweite Satz dieses Werkes ist eine grossangelegte Variation über seine selbst komponierten Abschiedslieder op. 14. Dabei sind die neun Variationen über das dritte Lied «Mond, so gehst du wieder auf», welches mit den Worten Das Herz, das sich musst‘ trennen, wird ohne Ende brennen schliesst, Kern und Ausgangspunkt dieses liedhaften Adagios, an dessen Ende nur noch fahle Flageolettklänge übrigbleiben – zerbrechlich wie verglühtes Holz.
In selber Spielweise beginnen Heinz Holligers «Romancendres» für Violoncello und Klavier. Ihr Titel setzt sich zusammen aus den beiden französischen Wörtern romances (Romanzen) und cendres (Asche). Die sechs Stücke beziehen sich auf fünf Romanzen ebenfalls für Violoncello und Klavier von Robert Schumann, die dieser 1853 komponierte, aber nie publizierte. Clara Schumann verbrannte das unveröffentlichte Manuskript 40 Jahre später. Holliger hat eine Art gespenstische Erzählung konstruiert, die an die verlorenen Stücke, ihre Zerstörung, Schumanns tragisches Ende und Aspekte seines Lebens und Werks erinnert. Passend zum Thema enthält das Werk eine Vielzahl von Rätseln, Chiffren und verborgenen Bedeutungen – Zahlen, die sich auf wichtige Daten im Leben der Protagonisten beziehen. So erklingen beispielsweise ganz zu Beginn die Initialen Clara Schumanns (C & Es) oder bilden die Töne des Sterbeortes Robert Schumanns (EnDEniCH) zusammen die letzte Figur des Schlussstückes.
Auch Johannes Brahms verwendet in seinem zweiten Streichsextett op. 36 diese Technik, Buchstaben von Namen in musikalische Motive zu verwandeln. So bringt er seine Liebe zu Agathe von Siebold mit der Tonfolge A-G-A-H-E zum Ausdruck, die das zweite Thema des Kopfsatzes bildet. Der ganze erste Satz ist durchdrungen von einer unglaublichen Klanghelle, die grüblerischen und abwärts gerichteten Klänge, die sich sonst in Brahms Werken finden, sucht man hier vergeblich. Der zweite Satz, ein Intermezzo, ist von einem an Mendelssohn erinnernden Klangzauber beseelt, der im Trio einer hemmungslosen, tänzerischen Musizierlaune weicht. Das schmerzlich-wehmütige poco adagio gehört zu Brahms‘ originellsten Sätzen, denn es ist ein Variationensatz, dessen Thema derart kontrapunktisch eingeführt wird, dass es sich dem Hörer nicht als solches zu erkennen gibt – es entsteht so quasi eine Variation über kein Thema. Die glückliche Stimmung des ersten Satzes greift das abschliessende poco allegro wieder auf. Es wechseln sich flirrende Klänge und warme Kantilenen ab, ehe das Sextett in einem temporeichen Finale beglückend zum Abschluss kommt.
Werke:
Erich Wolfgang Korngold (1897–1957)
Aus dem Klavierquintett op. 15
Adagio. Mit grosser Ruhe, stets äusserst ausdrucksvoll
Heinz Holliger (*1939)
«Romancendres» für Violoncello und Klavier
Kondukt I (C.S. - R.S.)
I Aurora (Nachts)
II R(asche)S Flügelschlagen
III «Der Würgengel der Gegenwart»
IV «heiter bewegt» - («Es wehet ein Schatten darin»)
Kondukt II («Der bleiche Engel der Zukunft»)
Johannes Brahms (1833–1897)
Streichsextett G-Dur op. 36
Allegro non troppo
Scherzo. Allegro non troppo
Poco adagio
Poco allegro
Mitwirkende:
Yuki Kasai, Violine
Daniel Meller, Violine
Manuel Hofer, Viola
Ursula Sarnthein, Viola
Anita Leuzinger, Violoncello
Chiara Samatanga, Violoncello
Anton Kernjak, Klavier
Im Anschluss an das Konzert findet ein Apéro statt.
Erich Wolfgang Korngold galt als kompositorisches und pianistisches Wunderkind und begründete nach seiner Emigration in die Vereinigten Staaten die Tradition klassischer Komponisten in Hollywood mit. Heute ist er uns vor allem durch seine Opernkompositionen bekannt. Zeitgleich zu seiner berühmtesten Oper «Die tote Stadt» schrieb er sein Klavierquintett op. 15. Der zweite Satz dieses Werkes ist eine grossangelegte Variation über seine selbst komponierten Abschiedslieder op. 14. Dabei sind die neun Variationen über das dritte Lied «Mond, so gehst du wieder auf», welches mit den Worten Das Herz, das sich musst‘ trennen, wird ohne Ende brennen schliesst, Kern und Ausgangspunkt dieses liedhaften Adagios, an dessen Ende nur noch fahle Flageolettklänge übrigbleiben – zerbrechlich wie verglühtes Holz.
In selber Spielweise beginnen Heinz Holligers «Romancendres» für Violoncello und Klavier. Ihr Titel setzt sich zusammen aus den beiden französischen Wörtern romances (Romanzen) und cendres (Asche). Die sechs Stücke beziehen sich auf fünf Romanzen ebenfalls für Violoncello und Klavier von Robert Schumann, die dieser 1853 komponierte, aber nie publizierte. Clara Schumann verbrannte das unveröffentlichte Manuskript 40 Jahre später. Holliger hat eine Art gespenstische Erzählung konstruiert, die an die verlorenen Stücke, ihre Zerstörung, Schumanns tragisches Ende und Aspekte seines Lebens und Werks erinnert. Passend zum Thema enthält das Werk eine Vielzahl von Rätseln, Chiffren und verborgenen Bedeutungen – Zahlen, die sich auf wichtige Daten im Leben der Protagonisten beziehen. So erklingen beispielsweise ganz zu Beginn die Initialen Clara Schumanns (C & Es) oder bilden die Töne des Sterbeortes Robert Schumanns (EnDEniCH) zusammen die letzte Figur des Schlussstückes.
Auch Johannes Brahms verwendet in seinem zweiten Streichsextett op. 36 diese Technik, Buchstaben von Namen in musikalische Motive zu verwandeln. So bringt er seine Liebe zu Agathe von Siebold mit der Tonfolge A-G-A-H-E zum Ausdruck, die das zweite Thema des Kopfsatzes bildet. Der ganze erste Satz ist durchdrungen von einer unglaublichen Klanghelle, die grüblerischen und abwärts gerichteten Klänge, die sich sonst in Brahms Werken finden, sucht man hier vergeblich. Der zweite Satz, ein Intermezzo, ist von einem an Mendelssohn erinnernden Klangzauber beseelt, der im Trio einer hemmungslosen, tänzerischen Musizierlaune weicht. Das schmerzlich-wehmütige poco adagio gehört zu Brahms‘ originellsten Sätzen, denn es ist ein Variationensatz, dessen Thema derart kontrapunktisch eingeführt wird, dass es sich dem Hörer nicht als solches zu erkennen gibt – es entsteht so quasi eine Variation über kein Thema. Die glückliche Stimmung des ersten Satzes greift das abschliessende poco allegro wieder auf. Es wechseln sich flirrende Klänge und warme Kantilenen ab, ehe das Sextett in einem temporeichen Finale beglückend zum Abschluss kommt.
Werke:
Erich Wolfgang Korngold (1897–1957)
Aus dem Klavierquintett op. 15
Adagio. Mit grosser Ruhe, stets äusserst ausdrucksvoll
Heinz Holliger (*1939)
«Romancendres» für Violoncello und Klavier
Kondukt I (C.S. - R.S.)
I Aurora (Nachts)
II R(asche)S Flügelschlagen
III «Der Würgengel der Gegenwart»
IV «heiter bewegt» - («Es wehet ein Schatten darin»)
Kondukt II («Der bleiche Engel der Zukunft»)
Johannes Brahms (1833–1897)
Streichsextett G-Dur op. 36
Allegro non troppo
Scherzo. Allegro non troppo
Poco adagio
Poco allegro
Mitwirkende:
Yuki Kasai, Violine
Daniel Meller, Violine
Manuel Hofer, Viola
Ursula Sarnthein, Viola
Anita Leuzinger, Violoncello
Chiara Samatanga, Violoncello
Anton Kernjak, Klavier
Im Anschluss an das Konzert findet ein Apéro statt.
Veranstaltungsdetails
Preise:
CHF 40.00KulturLegi: CHF 20.00
Eintritt frei für Kinder, SchülerInnen und Studierende